Cusco und das Heilige Tal der Inkas

Cusco gilt, mit Machu Picchu, als der Höhepunkt jeder Perureise. Tatsächlich gibt es hier mehr Touristen als Einheimische; ich bin den Anblick all dieser etwas vergrämten Bleichgesichter gar nicht mehr gewohnt. Zugegeben ist Cusco mit seinen grünen Plätzen, der Kolonialarchitektur der weitläufigen Privathäuser und Kirchen, den luxuriösen Läden eine schöne Stadt. Aber es hat mit dem Peru, das ich in den vergangenen zweieinhalb Monaten kennengelernt habe, mit dem, was dieses Land ausmacht, nichts, rein gar nichts zu tun. Die westlichen Touristen kommen hierher, um ihre eigene Kultur, die der spanisch-europäischen Kolonialzeit, zu bestaunen. Selbst die spärlichen Reste, die hier noch aus der Epoche der Inkas erhalten geblieben sind – eine Handvoll Steine -, werden nach den gängigen Mustern westlichen Marketings, und entsprechend hochpreisig, inszeniert. Wer Choquequirao gesehen hat, kann sich die teuren Eintrittskarten und die Menschenansammlungen der Stätten in Cusco und Umgebung (Sacsayhuamán, Qenko, Písac) sparen.
Lohnend ist aber ein Besuch des Museo de Arte Precolombino: „Der Tag, an dem die Sammlungen ferner Länder die etnographischen Museen verlassen und ihren verdienten Platz in den Kunstmuseen einnehmen, ist nicht mehr fern.“ hat C. Lévi-Strauss orakelt, und dieses Museum löst diesen Anspruch, mit jedem seiner hingebungsvoll beschrifteten Artefakte, ein. Angesichts des fein ziselierten Silberschmucks, der virtuos gehandhabten Keramik, der abstrakt reduzierten Steinplastiken aus den Jahren 800 v.Chr. bis ins 15.Jhd. wurde mir deutlich, wie wenig die Kunst handwerklich vorangekommen ist, anders gesagt, wie sich alles wiederholt, wie sehr die Moderne in alten Spuren wandelt.
Einen schönen Abend habe ich mit Angela, Tino und ihren Freunden verbracht, Bekannte aus meiner Heimatstadt, die gerade vom Machu Picchu zurückkamen.
Mit dem Fahrrad habe ich eine zweitägige Rundtour durchs Valle Sagrado unternommen, das Heilige Tal der Inkas und vormals Quelle ihre Lebensmittel. In einer hintergründigen Ironie des Schicksals versagte mir meine sonst treue Kamera für diese knappe Woche hier ihren Dienst; so bleiben diesmal die Eindrücke nur für mich, die schroffen Berge mit ihren Schneekuppen über der rubinroten, fruchtbaren Ebene bei Maras, die blau-weiße Lagune Huaypo, die weiß leuchtenden Strukturen der 1200 Salztümpel in den Salinas, die nach mehr als 1000 Jahren noch heute unverändert bestellt werden.
Noch warte ich auf die reparierte Kamera, hoffe aber, morgen für die verbleibenden 700km nach La Paz aufbrechen zu können. Bis zum Besuch meiner Mutter und meines Bruders dort sind es noch 8 Tage. I’m now a man on a mission.
MapValleSagrado
170km, 2500 Höhenmeter Copyright GoogleMaps