The adventure goes on – Das Abenteuer geht weiter

My dear friends,
the adventure goes on – please follow my new blog about my stay in India!
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Stay hungry, stay foolish!
Simon

Liebe Freunde,
das Abenteuer geht weiter – bitte folgt meinem neuen Blog über meine Erkundungen Indiens!
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Stay hungry, stay foolish!
Simon

Homeward bound

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Die letzte Etappe: ausgedehnte Heidelandschaft bei Münsingen, eine letzte Zeltnacht auf einer Wiese am Waldrand kurz vor Bad Urach, und am nächsten Tag erreichte ich mit einer Viertelstunde Verspätung die Burkhardtsmühle, von wo aus liebe Freunde mich auf dem letzten Stück Heimweg eskortierten. Es erwartete mich, den Heimkehrer, ein herzlicher Empfang, die Eltern, Freunde, Bekannte, Nachbarn – ich war angekommen, nach 14 Monaten, 14.224km und 163.718 Höhenmetern auf dem Fahrrad war ich wieder zuhause!
Für die Aufnahmen zu diesem Beitrag danke ich Annegret und Julia.
Seit
Ulm 122km und 1.104 Höhenmeter, seit Madrid 3.186km und 36.893 Höhenmeter.

Im Vorfeld der Reise, vor gut 14 Monaten, habe ich mit dem deutschen Botschafter in Kolumbien telephoniert, um zu fragen, ob man das machen kann – eine Raddurchquerung Südamerikas: „keine gute Idee“. Diese Unternehmung wurde eine der besten Ideen meines Lebens.
Ich bin ziemlich unbedarft aufgebrochen, ohne viel von dem zu wissen, was mich erwartete, ohne von den Ländern mehr zu kennen als ihre statistischen Eckdaten. Der Großteil der touristischen Reisebuchliteratur beschäftigt sich mit der Beschreibung von historischen Bauten und den klassifizierten Sehenswürdigkeiten. Das war nicht, wofür ich mein geordnetes Leben hier zurückließ. Ich wollte ein Stück anderer Welt erfahren, ein Stück mehr von der Palette des Lebens.
Auf ein solches Vorhaben kann man sich nicht vorbereiten, ich wuchs da hinein: We grow with the challenges we take, we grow when we dare (Stay hungry, stay foolish).
Und ich hatte Glück, so eine seltsame Art Dauerglück für 14 Monate. Nie hätte ich mir einen Begriff gemacht von der Offenheit, Aufrichtigkeit und Herzlichkeit der Leute, die ich traf auf meinem Weg. Ich traf Fremde auf der Straße, die mich aufnahmen und ihr Leben mit mir teilten, Dorfgemeinschafen, die mich zu ihre Festen einluden (Dancer in the Dark, La Corrida, High Falls), einen Grenzpolizisten, der bereit war, mich über eine geschlossene Grenzstation nach Argentinien zu schleusen, ein equatorianisches Paar, das mir, als ich bargeldlos in einem Dschungeldorf strandete, Geld für die Etappe zur nächsten Kleinstadt schenkte, einen argentinischen Fahrradmechaniker, der mit mir zwei Stunden lang den blockierten Freilauf zerlegte, Vorüberfahrende, die mir aus dem Autofenster Cola-Dosen reichten, Straßenarbeiter, die unbedingt mit mir photographiert werden wollten. Ich könnte diese Aufzählung endlos fortsetzen; von vielen dieser Begegnungen hat mein Blog erzählt.
Ich sah harte Armut, Bambushütten, Häuser ohne Fußboden, Dörfer ohne Wasseranschluß, Kleinstädte umgeben von Plastikmüll, den jeder Regen durch die schlammigen Straßen spülte, ich sah die Arroganz der Reichen in ihren schwer bewachten Villenvororten, ich sah die Rücksichtslosigkeit, mit der Minengesellschaften das Lebensumfeld der lokalen Bevölkerung für immer zerstören. Ich sah die Jagd auf die letzten Reserven in der Unberührtheit am Ende der Welt, den Ölrausch im patagonischen Río Grande.
In diesen letzten beiden Monaten, in denen ich von Madrid aus durch Europa nach Musberg radelte, hatte ich oft den Eindruck, daß das Leben hier um belanglose Luxusprobleme kreist, daß der westliche Lebensstandard, dessen Verheißungen die Konsumindustrie propagiert und dessen verheerende Auswirkungen ich kennengelernt hatte, nicht glücklicher macht. Das offene Lachen, das mir aus den Gesichtern am Rand der staubigen Pisten oft entgegengeleuchtet hatte, war seltener geworden.
Als Radreisender hat man leichtes Gepäck.
Ich lernte, daß es sich lohnt, mit Erfahrungen statt mit Dingen zu leben. Daß es sich lohnt, leichter zu leben. Fortsetzung folgt.

Unter Freunden

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Diese Tage an denen wir glaubten
Wir hätten nichts zu verlier’n
Tote Hosen, Altes Fieber

In Donaueschingen, wie abgesprochen auf die Minute um 11Uhr am Bahnhof, traf ich meinen Schulfreund Andreas, der es sich trotz der Terminkollision mit dem Kindergeburtstag seines vierjährigen Sohnes nicht nehmen lassen wollte, diese Etappe im Donautal mit mir zu radeln: „Du kommst von einer solchen Reise nur einmal heim“.
Durch idyllische Täler folgten wir dem Lauf der jungen Donau, vorbei an verträumten Burgen und über Felder, rot gefleckt von blühendem Mohn. Den Verlockungen der Kirmes bei Tuttlingen konnten wir nicht ganz widerstehen. An einer lauschigen Biegung des Flußes, am Jägerhäuschen, mit dem mich unerwartet eine Kindheitserinnerung verband, schlugen wir unsere Zelte auf. In unserem Erzählen all der Jahre seither, der Lebenslinien, denen wir folgten, war die alte Vertrautheit, die die Zeit vergessen ließ. – Wenig fehlte, daß wir nach einem gemütlichen Abendessen im benachbarten Jugendlager die Fahne geklaut hätten.
Ein zäher Gegenwind machte uns am nächsten Tag zu schaffen, und nachdem wir in Riedlingen außer einem Kuchen auch die Anerkennung genossen hatten, die unsere bepackten Fahrräder bei der versammelten Philosophenrunde im Café hervorriefen, entschieden wir uns für den Trick, den Donauradweg anzutäuschen und zum Bahnhof abzubiegen. So radelten wir, von Blaubeuren her kommend, bereits am frühen Abend in Ulm ein, wo uns Anna und Lukas warmherzig begrüßten. Gemeinsam erwartete uns ein volles Programm: das Ulmer Münster, das Mitfiebern beim WM-Spiel im Biergarten und am Abend das süffige Konzert des abgehalfterten, aber bestgelaunten Violinvirtuosen N.Kennedy.
Es war mein erster Besuch bei ihnen und das erste Mal, daß ich das sicherlich nicht immer leichte, das willentlich beständige Glück der jungen Familie, der alten und neuen Freunde, kennenlernen und teilen durfte – ein Lebensentwurf, der in seiner sanften Verbindlichkeit so ganz anders war als mein unstetes Wanderleben, und für mich eine herzliche Begegnung, die einmal mehr bewies, was ich auf dieser nun zurückliegenden Reise verstanden hatte: daß es im Leben einzig auf die Menschen ankommt, mit denen wir uns umgeben, mit denen wir es gestalten.
Seit Donaueschingen 157km und 732 Höhenmeter.

Auf der Seenroute durch die Schweiz

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Nirgendwo habe ich ein so flächendeckendes, so durchdacht angelegtes, perfekt ausgebautes und sorgsam beschildertes Netzwerk an Velo-Wegen gesehen wie in der Schweiz. Hier war es tatsächlich möglich, ohne Gefahr für Leib und Leben und sozusagen mit dem Autopiloten ein ganzes kleines Land zu durchqueren.
Wie immer wieder in den vergangenen Wochen hatte ich oft den Eindruck, daß sich Kreise schließen, spontane Reminiszenzen an Situationen und Begebenheiten früherer Reiseetappen: als ich auf der Abfahrt vom Pass des Dent du Lyc während eines ordentlichen Sommergewitters mit dem schweigsam-zufriedenen Wirt unter dem Dach seiner Alm karge Worte wechselte wie mit den peruanischen campesinos, als die Steigung zum Bönigpass wie damals beim Paso Jama kein Ende nahm, als der Automechaniker nach dem Ölen meiner Kette ein Trinkgeld ablehnte („ach komm, laß“) wie einst im Fahrradladen von Macas, als ein sintflutartiger Regenfall die Straßen Luzerns innerhalb von 20 Minuten flutete wie auf der Exkursion ins kolumbianische Eje Cafetero die Sandpisten.
Und dann das unvermittelte Erstaunen, als ich nach 14 Monaten wieder auf Deutsch angesprochen wurde, im deutschen Sprachraum des Berner Oberlandes. Zum ersten Mal auf dieser Reise wußte ich nicht, wie ich grüßen sollte: ein einfaches ‚Hallo‘ schien mir klanglos, das ‚Guten Tag‘ zu steif, das schweizerische ‚Griaß Di‘ zu salopp und anbiedernd. Und bis ich zum kernigen ‚Servus‘ gefunden hatte, war ich über Zürich und Schaffhausen schon wieder nach Deutschland gelangt.
Lausanne – Donaueschingen: 414km, 4.806 Höhenmeter.
Karte folgt.

Lausanne: Escale au Paradis

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And I am dumb to tell a weather’s wind
How time has ticked a heaven round the stars.
D.Thomas, The Force That…

Nach einer zweiten Zeltnacht im Kurpark von Aix-les-Bains folgte ich der spektakulär ans felsige Ufer des Lac Bourget gebauten Straße nach Genf. In dieser mondänen Kleinstadt gibt es mehr luxuriöse Autos als geschäftige Einwohner, und mittlerweile sind die in schwarzen Burkas verhüllten Frauengestalten zahlreicher noch als die Uhrenläden. Mehr Charme besitzt das rauhere Lausanne, und die vertraute Kette der schmucken Dörfer entlang des Lac Léman versetzte mich wie die rückwärtslaufende Spule einer Zeitmaschine in die glücklich-erwartungsvolle Stimmung jenes früheren Aufbruchs, als ich in der École Polytechnique das unbeschwerteste Jahr meines Studiums verbrachte. Da war wieder dieser Geschmack, dieser trockene, würzige Duft von Zypressen, der mich vor sieben Jahren dort am Bahnhof, nichts als einen Koffer in der Hand, begrüßt hatte. Herzlich war die Begegnung mit meinem damaligen Vermieter, Ms.Carrupt, mit dem ich in den folgenden beiden Tagen das besonnte Plateau des Jura-Massivs durchquerte, die eigenwillige Architektur der neuen Campus-Bibliothek beging und lange, milde Abende in entspanntem Freundeskreis genoß – Wiederentdeckung eines Stücks gelebten Lebens, dessen Erinnerung immer in Menschen und Orten aufbewahrt ist.

Le Cœur de France – from X to X

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After the chichi aloofness of the south, the mountains of the Massif Central came as a relief for the soul and a refreshment for the mind; people was sincere, cordial and honest again, and the landscape was just beautiful.
Only once, the day after Ascension day, I got into the traffic jam out of Apt where I had observed a man in the middle of the crowd, explaining with wild gestures his daily morning procedures to two others, ending with the apparently true statement „J’suis débordé“ („I’m completely confused“). I left the caravanes behind and headed for the Mont Ventoux, the famous Mecca for cyclists from all over Europe. I enjoyed their respectful or pitiful gazes on my burdened bike, but I was by no means intending to burn energies for nothing on that mountain. I cycled round it and got into hills soon enough, when the road climbed to the quite relaxed bohemian village Die, and, after a rest day, further to the Col de Rousset at 1254m. Surrounded by these white-capped mountains, cycling through the freshly green, flowery meadows, life felt just alright.
In the late afternoon, I crossed the Gorges de la Bourne, remembering the peruvian Canon del Pato and deeply impressed by this masterstroke of engineers in the early 19th century: hanging down from ropes, they put dynamite into small holes and pushed off. Some paid with their lives when they swung back too early… But I was in trouble myself: the steep hillsides were no camp spot and the plateau afterwards with pastures in a beautiful twilight no place to hide. It got later and darker, too late to ask for accomodation in this rural area and too dark to find a good spot. I somehow knew that something would happen when I cycled onwards into the darkness, and it happened: at about 10 p.m., on a side road, I met a man who got aware of that glint of despair in my face – the evening with Cathy and Didier, exchanging travel experiences and ways of life, was one of these unexpected, undeserved encounters which sometimes occur in moments of need.
Day became not day the other day. It kept raining when I descended to Grenoble, when I crossed one of the first tunnels in the Alpes, Les Echelles, when I passed Chambéry, until I reached Aix-les-Bains. But I could not have felt better.
From X to X, I cycled for 437km and 5.335 height meters.

Tomorrow never dies – Zum Ende des Yasuni-Projekts

„Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.“
Ö.Horvath

Noch in Südamerika erfuhr ich’s gerüchteweise, nun ist es amtlich: die Yasuni-Initiative ist gescheitert. Es war die einzigartige Offerte Ecuadors, gegen eine finanzielle Beteiligung der Weltgemeinschaft das im Yasuni-Nationalpark, einem der artenreichsten Bioreservate der Erde, entdeckte Öl im Boden zu lassen. Ich habe darüber vor knapp einem Jahr berichtet („A dangerous flirt“). Hier ein offener Brief an einen der Funktionäre, die das Projekt torpediert haben; ich nenne ihn Dirk.

Hallo Dirk,
du hast sicher schon früher und nicht erst aus der Zeitung vom Ausgang der Yasuni-Initiative erfahren, zu deren Scheitern du erfolgreich beigetragen hast. Damit geht eines der artenreichsten Bioreservate unseres Planeten für immer verloren. Wie geht es dir?
Ich weiß ja, Dirk, du hast deinen Job nie gewollt, du wolltest den Posten abschaffen, bevor er dir in der parteipolitischen Stellenrochade zufiel. Und ich kann mir vorstellen, wie schwer es ist, für etwas zu arbeiten, zu dem man sich nicht berufen fühlt. Es ist schon okay, wenn man dann ordentlich Schmerzensgeld kassiert.
Weißt du, Dirk, viele Menschen sagen ‚wir wollen eigentlich ganz anders leben, aber wir können nicht‘, und Politiker sagen dann: der Sachzwang. Ich denke, wir geben unseren Kopf oft zu früh ab. Und des konni ned hoam: jeder ist verantwortlich für sich, für das was er tut, für das was er nicht tut. Und oft ist, wie in deinem Fall, letzteres bedeutsamer.
Vielleicht hast du recht, Dirk: auf das bißchen Regenwald kommt’s auch schon nicht mehr an. Wo kommen wir denn hin, wenn wir anfangen, irgendwelche Schwellenländer am Amazonas dafür zu bezahlen, daß sie etwas nicht tun? Und Superlative kann man überall hinkleben, auch ich habe die 2.274 Baumarten, die 593 Vogelarten und die 100.000 Insektenarten pro Hektar nicht gezählt. Dagegen hängt in Deutschland jeder vierte Arbeitsplatz direkt oder mittelbar an der Automobilindustrie, das ist unsere Wirklichkeit, wir brauchen das Öl, und die Leute sollen deutsche Autos fahren, damit es uns gut geht. Auch die Kanzlerin blockiert ja seit Jahren angemessene europaweit geltende Abgasnormen, wo es doch sonst für alles eine EU-Norm gibt.
Dafür schicken wir dann jedes Jahr Abiturienten auf den Selbsterfahrungstrip in die armen Länder dieser Welt, die dort Brunnen bohren, Waldlehrpfade anlegen und Bäume pflanzen. Einige habe ich auf meiner Reise auch getroffen.
Du erlaubst eine kurze Nebenrechnung: ein Barrel Öl produziert etwa 433kg Kohlendioxid. Man vermutet im Yasuni-Park 900 Millionen Barrel Rohöl, die dort gespeicherte CO2-Menge beträgt also 389.700.000 Tonnen CO2. Ein Hektar Wald absorbiert jährlich 10 Tonnen CO2. Wenn Du der Menschheit noch etwas Gutes tun willst, Dirk, dann fang doch schon mal an zu pflanzen.
Denn weißt Du, Dirk, irgenwie hänge ich noch immer an der alten Idee, daß Politiker gewählt werden, nicht um die Wirklichkeit einfach hinzunehmen, sondern um Wirklichkeit zu gestalten. Sonst tun das andere.

The South of France

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There is no sorrow like the murmur of their wings
There is no choir like their song
There is no power like the freedom of their flight
While the swallows roam alone …
And will the silence strike confusion from your soul
And will the swallows come again?
J.Baez, Swallow Song

The next village after the gorges was Rennes-les-Bains, and I sat down there on the sunny terrace of a bakery to have a cup of tea. A strange bulletin catched my eye: „it is not permitted to smoke anything else than tobacco here!“. I wondered until I saw a group of bearded young man with guitars and slacks like skirts coming around the corner.
The road followed green valleys up and down through cosy villages which all came up with at least one castle or church from the 12th century. But even the houses did not look more recent. The streets were crowded with mobil homes driven around by Germans, Dutch, but mostly by French people, and the price level was accordingly touristic: no meal below 12€ and the French restaurant plates are not of the right size for cyclists anyway. So I decided to stop bothering and never entered a restaurant anymore after the chocolate cake experience.
The landscape was more lovely than spectacular, the people were more polite than friendly, and as a scrubby cyclist, I clearly felt to not belong to this region. I just kept going, immersed in some melodies which kept turning in my head. I probably had not more encounters these days than in the desert of Bolivia, but once I got stopped in the middle of the road by a man in his car. The short talk with him turned into an interrogation, he asked without a single smile and took leave saying „À bientôt“. I got suspicious when I indeed met him two more times that day, I don’t know what he wanted but since I knew what I did not want I made him lose my track in the one-way streets of some medieval village.
Finding camp spots was no easy exercise in this densely populated area, but I had always a bunch of luck. Only one morning, at 5.30, I woke up by gun shots. Glimpsing into the dawn, I saw a ranger about 100m from my tent on the glade. He was away when I woke up again.
My destination was a village close to Aix-en-Provence where good friends of mine from my home town Musberg happened to spend their holidays: Marijke and Wolfgang had prepared me a cordial welcome. We passed these two days in profound conversations about world politics and cultural discoverings, about the past and the future, exchanging experience and ideas, and they conveyed me the feeling that coming home one time was the right decision. With refreshed energies, I settled for the next stage: the beautiful cœur de France.
Since Lourdes, I had cycled for 1.028km and 12.515 height meters.

Sachertorte

Ein gängiges Klischee unterstellt dem Südamerikaner Unehrlichkeit im Umgang mit Geld; kein Reiseführer, der nicht vor Falschgeld und Wechselgeldhehlerei warnte. Dieses Klischee ist falsch. Ich habe nie Probleme mit Falschgeld gehabt, nicht einmal, als ich in Buenos Aires in Hinterzimmern Dollars tauschte. Im Gegenteil: ich erinnere eine Situation, als ich in Riobamba, Ecuador, morgens ein Internetcafé betrat und die Besitzerin mir unter Entschuldigungen eine Münze in die Hand drückte – sie habe bei der Abrechnung bemerkt, daß mir ihre Tochter am Vorabend zuviel kassiert hatte.
Europäer scheinen solche Skrupel nicht zu kennen: ich habe in einem Monat Europa im Touristennepp mehr Geld verloren als in einem ganzen Jahr Südamerika (ausgenommen der Taxibetrug in BA). Und ich habe es satt, bei gefühlt jeder sechsten Dienstleistung für den ausstehenden Tourismus einer ganzen Saison bepreist zu werden. Zuletzt in Seu d’Urgell: nach der Pizza hatte ich eine Tasse Schokolade bestellt, der Kellner brachte stattdessen ein Stück Schokoladenkuchen. Nun, man will den Leuten nicht übermäßig auf die Nerven fallen, und der Kuchen sah gut aus – mir blieb allerdings der letzte Bissen im Hals stecken, als dieses unschuldige Schnittchen mit dem Preis einer ganzen Pizza auf der Rechnung stand. Ich beschwerte mich und verlangte eine gedruckte Preisindikation. Der camarero murmelte pikiert etwas von „torta casera“ und flippte minutenlang durch die Dessertkarten – immer war da nur das verlockende Bildchen einer Schokotorte. Der Chef wurde gerufen und brachte schließlich, woher auch immer, eine Liste mit dem entsprechenden Posten bei. Ich gab den case verloren.
Was ist die Lehre aus der Geschichte? Daß ich nun vor jeder Tasse Tee nach ihrem Preis frage? Viel dominanter als in der lateinamerikanischen bestimmt das Geld in unserer Kultur jede Interaktion, zumal die flüchtige des Reisenden, bis hinein in jede Beziehung. Adorno hatte ein feines Gespür für das Tauschprinzip: „Der Qualität eines jeden der ungezählten Autos, die am Sonntagabend nach New York zurückkehren, entspricht genau die Hübschheit des Mädchens, das darin sitzt.“ (Minima Moralia, „Ne cherchez plus mon coeur“)*. Denkstoff für das nächste Stück Sachertorte.

*Nebenbemerkung: Daher ist auch die von den selbsternannten Wächtern der Sittenmoral erwartbar in der letzten Vorweihnachtszeit angezettelte Diskussion um ein Prostitutionsverbot in Deutschland nichts anderes als: scheinheilig.

Die restlichen Pyrenäen (The rest of the Pyrenees)

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Über sieben Brücken musst du geh’n.
H.Richter

Equipped with a packed lunch of the lovely hostel warden Monique, whose heart still longed for Brazil, I headed for the pyrenees once more. Already before arriving Lourdes, I knew that with one crossing I would not have done them justice. The route I’ve picked from the map was one of the few crossings without any tunnel, but it counted with seven mountain passes, five of them in the Hautes-Pyrénées on the way to Seu d’Urgell and two in the Pyrénées Orientales on the way back to France. It turned out that the first two passes, Col d’Aspin and Col de Peyresourde belonged to a part of the Tour de France: the road was marked with encouraging phrases and crowds of passionated racers attacked the hillsides à la E.Merckx. But I didn‘ meet a single touring biker. The forth pass, Bonaigua, with 2072m the highest one, showed me its teeth: just after the top, the sky opened all its watergates. In situations like these, you may don what you have, two jackets, rain pants, gloves, but it doesn’t help, the wetness gets to the bones. The wind whips you the freezing rain into the face, your knees start to shover, your reasoning slows down and focuses on one thing: get out of here. Your dumb hands clench the handle bars, you slide down among the streams and eventually you come out of the clouds and the sun smiles again. I did not camp out that night.
Even though it kept to be rainy all these days, I had more luck on the next passes. And I happened to think that there is probably nothing more joyful in the world than sailing down these beautiful green hills. Maybe climbing them.

From Lourdes to the last Col de Lineas, I’ve cycled for 489km and 8.026 height meters.
Karte folgt.