Kategorie-Archiv: Reflexiones

The Remains of the Day

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I spent some rest days in Punta Arenas, reading, writing, hiking in the Nacional Reserve Magallanes nearby and thinking of what has been and of what will be. Only recently, my brother Andrej won a prize in a speech contest and I was touched to read his text collecting some memories of our wild youth: „those who live are those who fight“.
Yesterday, I got a notice from Andy, my old friend from the days back in Ecuador: taking completely different ways through the continent, we are close again – it would have been fun to meet him! But he’s still in Calafate and his journey will end in Punta Arenas, while I am going to carry on tomorrow for the last stage of my bicycle adventure in South America, for about eight days in the loneliness of tierra del fuego down to Ushuaia.

Momos Puppe

Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
T.W. Adorno, Minima Moralia

Als Radreisender kennt man das Gewicht der Dinge, mit Wenigem auskommend, kennt man ihre Last.
Hier sind Dinge wieder wichtig; anders als die andinen Länder folgen die Chilenen unserem westlichen Dreischritt von Haus-Auto-Familie: sie fahren große europäische und amerikanische Markenautos, nouvelle gamme, tragen modische Sonnenbrillen und Schmuck, bestücken ihre Häuser mit dem Plastikschrott gigantischer Bildschirme, indes sich die Keller mit Altlasten füllen, mit Hausrat und Elektronikgerümpel, mit Adaptersteckern und Verbindungskabeln, mit Zeug, das einmal wieder nützlich sein könnte, wenn man es in dem Chaos wieder finden würde.
Dinge ziehen uns in ihr Universum, hüllen unser Leben in Watte, suggerieren uns Macht, weil wir sie bedienen, also beherrschen. Sie fordern nichts, nur das Wertvollste, das wir haben: Zeit. Wie Momos Puppe, das Danaer-Geschenk der grauen Herren, wollen sie Zuwendung: die wöchentliche Politur, das neue Update, die Überspielung der alten Kontaktdaten-Leichen – und vor allem: „mehr Sachen“, zum Handy das Plastikkleid, für die Ledersitze den Schonbezug. – Die Supermärkte hier haben 50 Kassen.
Auch kleinste Beträge werden bei Kreditkartenzahlung in quotas abgebucht, in schmerzlosen Monatszahlungen, die über Jahre hin weiterlaufen, wenn die Sachen, der erkaufte Glücksmoment, längst ersetzt und verbraucht sind. Die Leute verschulden sich so im Kaufrausch Mitte Zwanzig und rackern 10-15 Jahre, um sich aus der Falle wieder zu befreien. In Deutschland hat dieser Wahnsinn, mit der Einführung kaufhauseigener Kreditkarten, auch schon angefangen. Der Bankrott auf Raten.

Universal happiness

“Universal happiness keeps the wheels steadily turning, truth and beauty can’t.” – “All right then,“ said the savage defiantly, I’m claiming the right to be unhappy.“

A. Huxley, Brave New World

Weil ausgedehntere Freiräume im deutschen Standardcurriculum nicht vorgesehen sind, wird man als Reisender beständig vom Verwaltungsapparat belangt. Ich gebe ein -prominentes- Beispiel: meine Krankenversicherung. Um einen ihrer gesündesten Klienten nicht zu verlieren, hatte sie der erweiterten Abdeckung im außereuropäischen Ausland zunächst zugestimmt, mir in der Verlängerung dann aber den Versicherungsschutz entzogen. Einer Versicherung, die mich faktisch nicht versichert, spendiere ich nicht monatlich einen Vierteltausender – Kündigung? Unmöglich: die Versicherung zeigte sich plötzlich besorgt um den Nachweis einer Auslands-Kv. Hier hat zwar kaum jemand eine Kv (und die Leute werden trotzdem alt), aber als Europäer wird man im Freiflug nervös. Zwei Monate habe ich mich um den Abschluß einer Auslands-Kv bemüht: alle lehnten ab mit dem Hinweis auf die in Beton gegossene Regelung, der Vertrag müsse mindestens einen Tag vor Reiseantritt gezeichnet werden. Der klassische Fall eines circulo vitioso. Erst durch die Vermittlung der Familie Los Pinos konnte eine hiesige Versicherung ausfindig gemacht werden. Nach unzähligen weiteren administrativen Komplikationen mit meiner ausländischen Kreditkarte bin ich seit heute wieder versichert. Muchas gracias Cecilia y Paulina!