Herbstzeitlos – ans Ende der Welt

Diese Diashow benötigt JavaScript.


E.Morricone: anhören!
Am nächsten Morgen weckt mich die strahlende Sonne am wolkenlos blauen Himmel (bzw. der freundliche Putzmann). Auf feinstem Asphalt radle ich gen Süden, durch die geschäftige Öl- und Elektroindustrie-Stadt Río Grande, treffe den argentinischen Alaska-Radler Mika, mit dem ich eine Nacht vor dem Kamin einer Estancia teile. Dann geht’s wieder allein weiter, die letzten Tage muß jeder für sich verbringen. Alles wird Erinnerung in diesem goldenen Herbst, für Stunden tauche ich ab in Gedanken an das vergangene Jahr, diese ungebundene glückliche Zeit, rekonstruiere die zurückgelegte Reise, möchte alles festhalten, alles für immer.
Meinen gesamten Weg durch Patagonien könnte ich anhand der wunderschönen Camp spots erzählen, die ich unterwegs fand. Eine Zeltnacht am Ufer des tiefblauen Lago Fagnano, am nächsten Tag ein kleiner 500m Pass, zu dem mir Autofahrer gratulieren: ¡animo!, ¡animo!, (aber was ist das gegen die Andenpässe?), Erinnerungsmelancholie. Auf dem letzten Gipfel, kurz nach dem Paso Garibaldi, mit Fernsicht über den reichgefärbten Herbstwald, baue ich gerade das Zelt auf, als gleichsam aus dem Nichts Matias auftaucht, ein unmittelbar sympathischer junger Mann, mit dem ich mich lange über „Mensch und Natur“ unterhalte. Er wird mir später helfen, einen der seltenen Fahrradkartons für den Flug zu ergattern. Und dann ist da auch schon die lärmende Kleinstadt am Ufer des Beagle-Kanals, lieber gleich weiter zum nahen Nationalpark Tierra del Fuego, meine letzte Zeltnacht auf diesem Kontinent, Millionen von Sternen, ausgestreut in unendlichen Ordnungen, noch ein letzter Tag draußen in der Ruhe der Bahía Lapataia, der südlichste zu Fuß erreichbare Punkt auf Festland, und dann unaufhaltsam, unaufschiebbar nach Ushuaia: das Ende der Welt, das Ende meiner Radreise in Südamerika, das Ende eines Traums.
Und der Beginn einer langsamen Rückkehr.
Auf Tierra del Fuego habe ich 688km und 5.184 Höhenmeter zurückgelegt.