Entkräftet sank ich ins Bett. Ich sollte es für die kommenden 32 Stunden nicht mehr verlassen.
In Stunde 24 schlug endlich das eingenommene Antibiotikum an, stillte das lähmende Fieber, linderte den Schmerz meiner geschwollenen Mandeln. Ich spürte, wie von Stunde zu Stunde die Energie in meinen Körper zurückströmte. Die beiden folgenden Genesungstage taten mir wohl, zwischen den Fruchtsaftständen der Kleinstadt schlendernd, lesend, nachdenkend. An einem Abend lernte ich Juan und Martin kennen, die beiden hingebungsvollen Lehrer der escuela christiana de liderazgo, einer privat getragenen Bildungsinitiative mit Abendkursen in Recht, Ökonomie (des freien Marktes) und Philosophie; ihrer Einladung zu einem Gastbeitrag konnte ich nicht widerstehen. So fand ich mich gestern Abend mit einem kurzerhand vorbereiteten Vortrag einer kleinen Gruppe von Gymnasiasten gegenüber, eine gute Stunde später nochmals einem noch um 22Uhr gut besuchten Gemeindesaal. Ich sprach über die Struktur der deutschen Wirtschaft, über die Hartz-Reformen von 2005, über die deutsche Außenhandelsbilanz, die dritthöchste weltweit (USA? Mit minus 561 Milliarden Dollar unter den Schlußlichtern: die USA werden den Dollar stark abwerten…). Ich gestehe, daß nie eines meiner Referate, auch nicht in der Münchner Fächerfakultät, mit einem solchen geradezu beschämenden Respekt und Interesse aufgenommen worden war. Mit Händeschütteln wurde ich von jedem einzelnen Zuhörer verabschiedet; in Juan und Martin habe ich zwei Freunde gewonnen, denen ich mit ihrem ambitionierten Projekt alles Gute wünche.
Heute bin ich Richtung Chachapoyas weitergeradelt, im tief eingeschnittenen Tal bei 40°C stetig ansteigend zu angenehmeren Temperaturen. Nach einer Schotterkurve begegnete ich drei als Sicherheitsleuten verkleideten Männern, die für ihre vorgebliche Leistung Wegegeld einforderten. Wie einige ebenfalls gestoppte Autos gab ich ihnen einige Soles und setzte meinen Weg nach Pedro Ruiz ungestört fort. Dort traf ich in den Abendstunden — Ron wieder.