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Wir starteten in der Mittagshitze aus dem festlich geschmückten Grenzdorf Namballe mit einem langen Anstieg von 700m auf 1600m; nach der Woche auf Schotter wußten wir den Asphaltbelag zu schätzen. Ein letztes Mal grüßten die ecuatorianischen Berge in der Ferne, bevor uns Peru mit großer Herzlichkeit aufnahm: eine Frau lief auf uns zu und schenkte Bananen, Passanten riefen
bienvenido gringos! Beschwingt erreichten wir abends San Ignacio.
Mein Mitfahrer Ron entschwand wie er gekommen war: ich unterhielt mich am nächsten Morgen mit einer anmutigen Kindergruppe am Wegesrand, schuhlos aber mit strahlenden Gesichtern, optimistisch und von einer rührenden Wißbegierde, während Ron weiterfuhr. Nach einigen Kilometern geriet ich in die 40minütige Warteschleife einer Baustelle; Ron ward nicht mehr gesehen… Es war eine lange Schotter-Abfahrt ins Tal des Mayo, eines breiten Stroms, der entlang des Uferbandes zur Bewässerung ausgedehnter, leuchtend grüner Reisfelder in dem sonst heißen ariden Klima verwendet wird. Die Bewohner kleiner, durch Schiffsbrücken mit der Schotterstraße verbundener Dörfer badeten und fischten, Bauarbeiter langer Bauabschnitte grüßten lachend, Felder wiegten ihre grünen Halme im Wind, Sonnenlicht färbte kantig strukturierten Fels erst golden dann rot, bis ich nach Tamburapa kam: ein Straßendorf, dessen Häuser noch keinen Stromanschluß haben, das am nächsten Morgen temporär auch von der Wasserversorgung abgeschnitten war. Ein ruhiges einfaches Leben mit dem natürlichen Wechsel von Licht und Dunkelheit, das ich dank der liebenswürdigen Einladung meines Herbergsvaters Grimaldo für einen Tag und eine weitere Nacht teilen durfte.
Eine auffiebernde Mandelinfektion und die Erschöpfung meiner Bargeldreserven trieben mich weiter: ich passierte die Hauptstadt Jaen der gleichnamigen Provinz, der ich keine Gelegenheit geben wollte, ihrem Ruf gewaltsamer Straßenkriminalität gerecht zu werden, und gelangte am späten Nachmittag nach Chamayo auf nur 450m ü.n.N. Wider Erwarten bestand dieser Ort aus nicht mehr als einigen staubigen Häusern an der Kreuzung der Straße zur Küste, nach Chiclayo, und in den Oriente, nach Tarapoto. Was tun? Ich konnte meinem fiebrigen Zustand keine Nacht im Zelt zumuten; es blieb mir nichts anderes übrig, als die 50km zur nächstgrößeren Stadt, Bagua Grande, weiterzuradeln. Es wurde eine der eindrucksvollsten und aufreibendsten Etappen meiner Reise.
Die Straße folgte dem Wüstental des jungen Marañon, dem Fluß, der das gesamte Departamento Amazonas durchquert, und dann zusammen mit dem Ucayali den Amazonas bildet. Ich tauchte ein in die flirrende Hitze trockener 40°C, das unwirkliche türkise Band des Flußes inmitten einer Symphonie von Brauntönen, karge Steinlandschaft und einige verlassene Kakteen unter blauem Himmel und kreisenden
gallinasos, absolute Stille, nur das Geräusch der auf Asphalt rollenden Reifen und der heiße Wind im Gesicht. Dann weiches Sonnenlicht auf Savannenbewuchs, eine in Wellen ansteigende, schnurgerade Straße, später vollmonderhellte Dunkelheit. Ich spürte, daß ich fiebrig auf meinen letzten Energiereserven fuhr.
The race is not always to the swift but to those who keep on running. Gegen 19.45 erreichte ich Bagua Grande und steuerte das erste Hostel an, das ich fand.
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