Minenstädte

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Von der quirligen Stadt Huánuco auf 1900m führte mich die nächste Etappe wieder hoch in die Berge, hoch auf 4300m. Cerro de Pasco hat mich empfangen, wie es sich für die höchste Stadt der Welt gebührt: mit eisigen 5ºC und kräftigem Hagel, der innerhalb von Minuten einen weißen Teppich auf die karge Steinlandschaft legte. Diese Wetterlage unterstrich passend den Charme der Trostlosigkeit: die grauen Häuserfronten, den schwarzen Teich und das 200m tiefe Loch der hochproduktiven Blei- und Zinkmine direkt in der Mitte der Stadt. Bei meinem Abendspaziergang zur Mine hatte ich eine unliebsame Begegnung mit zwei verwahrlosten Jugendlichen und eine angenehmere mit drei reizenden Polizistinnen, mit denen ich während eines einstündigen Stromausfalls einen Becher ponche trank.
Die Minenerzeugnisse von Kupfer, Blei und Zink der gesamten andinen Umgebung werden in La Oroya weiterverarbeitet, im Sinn der Superlative eine der verschmutztesten Städte der Welt (Blacksmith Report 2007): die Bleiwerte im Blut von Kindern unter 10 Jahren übersteigen das WHO-Limit um das Dreifache, die Wasserversorgung der 33.000 Bewohner ist hochkontaminiert und die Luft enthält 85mal mehr Arsen, 41mal mehr Kadmium und 13mal mehr Blei als generelle Grenzwerte für gesund erachten. Zu meiner Überraschung sah ich das dem freundlich bunten Stadtbild rund um die Schmelzerei nicht an, nur die stark erodierten umgebenden Berge leuchten toxisch schwefelgelb, zuckergußweiß und magentarot.
Ich folgte weiter dem Tal des Río Mantaro, doch keines der spärlichen Dörfer bot Unterkunft. Zum Zelten war es zu regnerisch; es wurde ein langer Ritt durch Nacht und Regen, bis ich nach 140 Tageskilometern in Jauja eine Bleibe fand.
Bis Huancayo war es dann nicht mehr weit. Seit Huánuco bin ich 403km und 4100 Höhenmeter geradelt.

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