Der Tanz auf dem Vulkan

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Es war 5.40 Uhr, morgens. Ich werkelte gerade an dem gasbefeuerten Durchlauferhitzer im Bad, als in meinem Zimmer mein dritter Wecker losging und die gesamte kleine Pension in Alarmbereitschaft versetzte.
Ich war vor zwei Tagen in Temuco zur Durchquerung der berühmten Seenlandschaft im Herzen Chiles aufgebrochen. Meine Einschätzung des hiesigen Straßenzustands als „alles flach und asphaltiert“ hatte sich in beiden Teilen als zu optimistisch erwiesen, und der Vortag hatte mich -nach einer schönen Zeltnacht an einem Seeufer- mit steilen Schotteranstiegen und strömendem Regen ziemlich gebeutelt. Dennoch wollte ich mir die Gelegenheit, den Vulkan Villarrica zu besteigen, nicht entgehen lassen. Seit dem verheerenden Ausbruch 1971, dessen Schlammlawine u.a. das Dorf Lican Ray zerstörte, steht dieser Vulkan unter intensiver seismischer Beobachtung. Beim Aufstieg waren noch die kahlen Schneisen zu erkennen, die der Lavastrom hinterlassen hat. Das Wetter hatte uns eine 50% Gipfelwahrscheinlichkeit versprochen, und wir fielen in die richtige Hälfte: das erste Schneefeld erreichten wir gegen 10.30 Uhr, den Kraterrand gegen Mittag. Der Regen des Vortags hatte den Kraterschlund geflutet, so daß dichte Fumarolen, Schwaden von reizendem Schwefeldampf, den Blick auf die glühende Lava verhüllten. Die sich bedrohlich schnell schließende Wolkendecke zwang uns zu raschem Aufbruch. Die rasante Abfahrt auf dem eigens verstärkten Hosenboden des Schutzanzugs und auf dem mitgebrachten Plastikteller genoß ich wie ein Schulkind.
Noch am gleichen Abend, nach meiner Rückkehr nach Villarrica, radelte ich, einer herzlichen Einladung folgend, die 30km nach Lican Ray, zu neuen Abenteuern.